Samstag, 18. Juli 2009

Marillenmarmelade


Am letzten Abend, hat sich Herr Haas noch lange für mich Zeit genommen und wir sassen bis spät in die Nacht in seinem kleinen Büro. Wir haben über Ski- und "Radel" fahren, seine hübsche Tochter, seinen Werdegang als einer der besten Küchenchefs Deutschlands, usw... gesprochen. Er hat mir erzählt wie er seine Frau kennengelernt hat und wie er sein Wochenende verbringt. Irgendwann sprang er auf mit den Worten: "Ah, ich hab da noch was für dich". Er hatte mir bereits den unvergesslichen Tantris Abend und sein Kochbuch geschenkt. Ich hatte keine Ahnung was jetzt noch kommen sollte. Er verschwand im Keller und kam mit zwei Einmachgläsern wieder. Es war Marillenmarmelade aus seiner Heimat Österreich.
Ich war ganz gerührt. Und behütete die Marillenmarmelade auf dem Rückweg ins Hotel wie meinen Augapfel.




Als ich am Tag meiner Abreise meinen Koffer packte, hielt ich es für eine kluge Entscheidung das Glas extra nicht in den Koffer zu quetschen. Ich sah nämlich Bilder von Glasscherben und Marillenmarmelade verschmierten Klamotten vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen. Nein, die beiden Gläser bekamen einen schönen extra Platz in meinem Handgepäck. So hatte ich die volle Kontrolle und es konnte losgehen. Ein fataler Fehler wie sich später noch herrausstellen sollte.
Ich hatte eine S-Bahn verpasst und kam gerade rechtzeitig zum einchecken am Flughafen. Als ich durch die Kontrolle wollte und meine Tasche durch das Durchleuchtungsband gelaufen ist, wurde ich angehlaten:
"Moment mal junge Frau, was haben sie denn da in ihrer Tasche, das muss ich mal sehen", der Finger der Kontrolleurin zeigte auf dem Röntgen Monitor auf meine Einmachgläser. Ich krammte sie hervor.
"Was ist das?", fragte sie perplex.
"Marillenmarmelade", sagt ich stolz.
"Nein die müssen sie hier lassen, sagte die Frau zu mir.
"Wie Bitte?!", rief ich aus.
"Sie dürfen keine Flüssigkeiten in ihrem Handgepäck mitführen", spullte die Frau gleichgültig herunter.
Scheisse, ich bin zu lange nicht mehr geflogen, dachte ich. Was für ein doofer Fehler...
"Ich werde die Gläser jetzt einziehen", sagte die Frau und griff dabei nach ihnen.
Jetzt bekam ich Panik. Ich musste die Marmelade da lassen? Das persönliche Geschenk von Herr Haas! Nein. Ich war fest entschlossen, die Marmelade muss mit.
Mit leicht hysterischem Unterton bohrte ich: "Es muss eine andere Möglichkeit geben!"
"Nein", meinte die Frau " Es sei denn sie checken die Gläser als Sondergepäck noch mal extra ein.
Mir wurde heiss, ich war sowieso schon spät dran und jetzt auch noch das. Aber die Marmelade in München zu lassen kam für mich nicht in frage. Dann lieber den Flieger verpassen.
Ich machte mich also wieder auf zum Check In Schalter, riss mir meine Jacke vom Leib, verpackte zum Schutz die Gläser darin und stopfte das Bündel in eine Plastiktüte die ich notdürfig mit meinem Haargummi zusammen band. Die Tüte riss an der Seite ein wenig auf. Egal.
Der Mann vom Sondergepäck Schalter schaute mich schief und ein wenig ungläubig an, als ich ihm den Knäul vor die Nase hielt. Nahm es dann aber verwundert an.
Ich bekam am Ende noch meinen Flieger, die Marillenmarmelade hatte den Transport unglaublicherweise undbeschadet überstanden und ich konnte mir, Zuhause angekommen ein schönes Brot schmieren.



P.s: Unnötig zu sagen das die Marmelade köstlich war, oder?